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Burg Strassberg

Geschichte

Besitzergeschichte
Die Gründung der Burganlage Strassberg wird den Freiherren von Vaz, der bedeutendsten politischen Macht im 13. Jahrhundert neben dem Bistum Chur, zugeschrieben. In einer Urkunde erscheinen sie als Besitzer aber erstmals im Jahre 1275: Walter IV. von Vaz nimmt im Falle seines kinderlosen Ablebens von den Gütern, die er dem Bistum Chur vermacht, die Burg Strassberg aus, da er diese seiner Frau Liucardis, Gräfin von Kirchberg, als Morgengabe (Hochzeitsgeschenk) übertragen hatte. Als Ministeriale, also Stellvertreter und Verwalter, stehen die Herren von Strassberg seit 1259 im Dienstverhältnis der Freiherren von Vaz. 1359 wird das Geschlecht der Strassberg letztmals im Zusammenhang mit der Burg genannt. Nach dem Tod Donats des Letzten von Vaz im Jahr 1337 kommt die Burg durch Heirat an die Grafen von Toggenburg. In deren Herrschaftszeit sind auch der Umbau des Palas und der Ausbau der Burganlage zur Zollstation anzunehmen. Letztere ist 1348 erstmals erwähnt, im Jahr 1349 wird die Erhebung von Zollgebühren auf Einsprache des Bischofs von Chur aber bereits wieder aufgehoben. 1421 sind bei Strassberg nach der Bewilligung durch Kaiser Sigismund wieder Zollgebühren eingezogen worden. Die erneute Beschwerde durch den Bischof führt die beiden Streitparteien vor den König, Friedrich von Toggenburg beruft sich auf das Zolldiplom, das schon seinen Vorfahren ausgestellt worden war. Durch Erbschaft gelangen Burg und Zubehör im 15. Jahrhundert zuerst an die Grafen von Montfort-Tettnang, dann an die Freiherren von Matsch und schliesslich an Habsburg-Österreich. 1491 ist die Burg gemäss den Quellen baulich nicht mehr im besten Zustand (etwas pawuellig / baufällig). Während des Schwabenkrieges, der Auseinandersetzung zwischen den Eidgenossen und dem Hause Habsburg-Österreich, ist die Burg im Jahr 1499 durch die Bündner zerstört worden.

Bau der Burganlage in den Jahren um 1214 / 1216
Von der Burganlage stehen noch der Turm und Teile des Palas (Saalhaus). Die Altersbestimmungen an den Holzbalken im Turm haben als Bauzeit die Jahre 1214 bis 1216 ergeben. Von aussen wird die Burg als in einem Arbeitsgang erstellte Anlage wahrgenommen. Ursprünglich war aber nur ein Palas geplant. Zuerst wurden dessen Mauern in Form eines unregelmässigen Sechsecks mit der Balkenlage für den Boden des 1. Obergeschosses errichtet. Die Mauern auf der Angriffsseite im Norden und Westen wurden deutlich stärker ausgeführt als deren Fortsetzung im Süden und Osten. Nach der Fertigstellung dieser Bauetappe erfolgte eine Planänderung, die Anlage sollte zusätzlich mit einem Turm bewehrt werden. Da das Hügelplateau für einen freistehenden Turm keinen Platz bot, kam es zu einer einzigartigen Lösung: Im Westteil des Palas wurde ein Mauerwinkel errichtet, der ab dem 2. Geschoss auf die Aussenmauer gesetzt und ab hier im allseitigen Verband als Turm aufgeführt ist. Die bereits verlegten Bodenbalken des Obergeschosses wurden von den neu erstellten Turmmauern umfangen. Nach dem Bau des Turmes waren dem Palas auch die Brüstungsmauern und die Zinnen aufgesetzt worden. Gedeckt war der Palas mit einem Flachdach, das als Plattform genutzt werden konnte. Von der Plattform aus erreichte man durch einen Eingang das untere Wohngeschoss des Turmes. Zu den Einbauten gehörten hier die Feuerstelle mit Kamin in der Nordwestecke und der Abort in der Nordmauer. Das darüber liegende 4. Geschoss diente ebenfalls als Wohnraum. Gemauerte Einbauten waren hier keine vorhanden. Ein Austritt in der Südwand führte auf eine hölzerne Laube, welche die ganze Breite der Fassade einnahm. Wie der Palas war auch der mit Zinnen bewehrte Turm mit einem begehbaren Flachdach gedeckt. Die beiden untersten Geschosse dienten vermutlich als Lagerräume. Die Raumgliederung im Palas ist anhand von stückweise erfassten Binnenmauern erschlossen. Die Nutzung der vier Erdgeschossräume bleibt ohne Ausgrabungen unbekannt. In den grössten, nahezu rechteckigen Raum 1 wird von der Ostseite her auch das Tor geführt haben. Die Räume 1 und 3 waren durch eine Türe verbunden. Für die Räume 2 und 4 ist die Erschliessung nicht bekannt. Ungeklärt ist auch, wo sich der interne Aufgang ins 1. Obergeschoss befand und wie dort die Räume angeordnet und genutzt waren. Eine Umfassungsmauer zur Burganlage von 1214 / 1216 ist bisher nicht nachgewiesen.

Ausbau der Burganlage im 14. Jahrhundert
Gesicherte Daten zum Um- und Ausbau der Burganlage liegen nicht vor. Über schriftliche Quellen und stilistische Merkmale am Bau kann der Zeitraum eingegrenzt werden. Durch die Heirat von Graf Friedrich V. von Toggenburg mit Kunigunde von Vaz gelangte Strassberg 1337/38 in den Besitz der Toggenburger. In dieser Zeit dürfte – nach der Form (Spitzbogen) des aus dem Schutt geborgenen Doppelfensters zu schliessen – die Aufhöhung und Eindeckung des Palas erfolgt sein. Dabei wurden die Zwischenräume der Zinnen zugemauert oder zu Fensteröffnungen umgestaltet und in einem Fall zu einem Aborterker ausgebaut. Die Höhe des neu geschaffenen Wohngeschosses mass etwa drei Meter. Obwohl weder am Palas noch am Turm Reste der Dachkonstruktion erhalten sind, wird ein Satteldach, eingedeckt mit Steinplatten, rekonstruiert. Wie das Wohngeschoss eingeteilt war und genutzt wurde, bleibt im Dunkeln. Die aus Kalktuffsteinen gefügten Doppelfenster lassen aber zumindest auf einen repräsentativen Saal schliessen.
Von der Umfassungsmauer der Burg sind Reste an der Südseite des Turmes freigelegt und restauriert worden. Deren Erbauung wird für die Zeit nach der Übernahme durch die Grafen von Toggenburg angenommen, am ehesten im Zusammenhang mit dem Ausbau der Burganlage zu der schriftlich belegten Zollstation an der Route Richtung Albula- und Julierpass. Der Verlauf ist nicht gesamthaft erfasst, ein grosser Teil der Umfassungsmauer ist vollständig abgegangen oder liegt noch ein oder zwei Steinlagen hoch im Boden erhalten. Anhand der bisherigen Aufnahmen kann der Umfang in groben Zügen wiedergegeben werden. Der Bering umspannte auch die südlich des Hügels gelegene Terrasse mit der Vorburg. Hier stand nach der Abbildung auf einer Ofenkachel aus dem 19. Jahrhundert ein weiterer Steinbau, in dem die Zollstation zu vermuten ist. Von diesem sind unter dem heutigen Wohnhaus noch die untersten Steinlagen des Fundamentes erhalten. Nach Westen folgt die Mauer der Hangkante, um auf der Höhe der Burg wieder nach Süden abzubiegen und den Bering an der Westseite des Turmes zu schliessen. Der Zugang aufs Burgareal wird an dessen Nordseite vermutet. Dort, wo heute noch der Schlössliweg vorbeiführt.

Restaurierung der Burgruine in den Jahren 2008 – 2012
Die Burg wurde im Schwabenkrieg am 5. März 1499 durch die Bündner gebrochen und angezündet. Während die Turmmauern fast vollständig erhalten blieben, verstürzte der Südteil des Palas. Durch die Benutzung der Burgruine als Steinbruch verschwanden in den folgenden Jahrhunderten mehr als die Hälfte des Wohnbaus und fast der ganze Bering der Anlage. Bei der ersten Bestandesaufnahme in den 1920er Jahren durch Erwin Poeschel konnten die Bauten und die Umfassung anhand der aufgehenden und den in Fundamenten erhaltenen Mauern noch nachgezeichnet werden. Weiterhin der Witterung ausgesetzt, schritt der Zerfall stetig fort. Risse, eine gefährlich überhängende Mauerpartie und aufgelöster Mörtel wurden in einem 1986 von der Gemeinde in Auftrag gegebenen Konservierungsprojekt protokolliert. 1993 stürzte die überhängende Mauerpartie mit dem spitzbogigen Doppelfenster vom Ostteil des Palas ab. Kurze Zeit später löste sich ein weiteres instabil gewordenes Mauerstück über dem letzten noch ganzen Fensterstock.
Um den weiteren Zerfall der Burgruine zu verhindern, wurde im Jahr 2005 der Verein Burg Strassberg Malix mit dem Ziel der Renovation und Erhaltung des mittelalterlichen Baudenkmals gegründet. In den Jahren 2008 – 2012 konnte die Burgruine durch den Archäologischen Dienst Graubünden untersucht, das Mauerwerk komplett gesichert und abgegangene Abschnitte teilweise rekonstruiert werden. Die Brüstungen der Mauerkronen des Turmes wurden zu deren und dem Schutz der Wände mit einer von aussen nicht sichtbaren Konstruktion aus Holz und Blech überdeckt. Das Projekt zur Restaurierung stammte aus der Feder von Architekt Lukas Högl, Zürich. In seinen Händen lag auch die Oberleitung. Unterstützt wurde er durch die Architekten und Baufachleute Markus Casanova, Ilanz und Edi Bohni, Malix. Im Frondienst halfen die Vereinsmitglieder bei den Arbeiten mit. Die Firmen Zeller-Balzer Bau AG, Malix, und Lustenberger Holzbau GmbH, Malix, waren für die baulichen Ausführungen in Stein und Holz verantwortlich. Die erfolgreiche Durchführung des ganzen Vorhabens war nur dank intensiver Vorarbeit der verantwortlichen Vereinsorgane und der finanziellen Unterstützung einer Vielzahl ungenannter Privatpersonen und folgender Behörden, Stiftungen und Unternehmen möglich: Denkmalpflege Graubünden, Gemeinde Churwalden / Malix, Gemeinde Vaz / Obervaz, Bürgergemeinde Chur, Stadt Chur, Verein Eggatobelbrücke Churwalden / Malix, Ernst Göhner Stiftung, Nägeli-Stiftung, Herrschaft von Vaz-Stiftung, Schweizerische Stiftung Pro Patria, Migros-Genossenschafts-Bund, Raiffeisenbank Landquart, Rabiosa Energie Churwalden, Heidi-Helene von Opel, Brienz / Brinzauls.

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